wir gehen zu auf Weihnachten. Mit ihm verbinden sich viele Bilder und Erinnerungen von Geborgenheit und heiler Welt. Im Moment empfinden wir leider vielfach alles andere als Geborgenheit und Heil.
Allerdings ist Weihnachten nie wirklich ein Fest der heilen Welt gewesen. Die Geschichte vom Jesuskind spiegelt vielmehr eine Welt voller Risse. Wichtig ist aber zu erkennen: In diese Welt ist Gott hineingeboren, um bei den Menschen zu sein, deren Existenz brüchig ist. Und noch etwas anderes gilt: Manchmal braucht es diese Risse im Leben, damit neues Licht hereinscheinen kann. Lassen Sie uns Gott erlauben, dieses Licht für unser Leben zu sein.
In fast allen Hotels und Gästehäusern gibt es solche oder ähnliche Schilder, die man außen über die Türklinke hängen kann. „Bitte nicht stören.“ Sie betreffen den Zimmerservice, der irgendeinmal erledigt werden muss. Aber bitte nicht dann, wenn wir in Ruhe gelassen werden möchten. Ungestört zu bleiben ist ja unser gutes Recht.
In Hotels kann man seine Privatsphäre mit solchen Schildern wahren. Im echten Leben sind es unsichtbare Schilder, die wir anderen zeigen. „Lass mich bitte in Ruhe!“, „Ich möchte für mich bleiben“, „Ich habe kein Interesse“. Das ist oft berechtigt. Da müssen wir uns abgrenzen.
Allerdings: Wenn wir ständig dieses Schild raushängen, verpassen wir was: Gemeinschaft und Freundschaft zum Beispiel, Herausforderungen, Veränderung und vielleicht auch Liebe. „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“, dieses wohl bekannteste Adventslied ist eine Einladung, mich zu öffnen für Gott, mein Herz, mein Innerstes bereit zu machen, dass Gott zu mir komme kann. Dieses Lied wirbt darum das Schild „Bitte nicht stören!“ für Gott abzunehmen und ihn hereinzulassen.
Es wäre nicht klug, Gott auszusperren, denn er kommt mit seiner Fülle zu uns. Mit seinem Reichtum. Sein Haben bringt er mit sich. „Er ist die rechte Freudensonn, bringt mit sich lauter Freud und Wonn.“
Darum will ich mich von Gott, stören lassen. Ich nehme das Schild weg. Ich möchte, dass Gott zu mir kommst. Jetzt, in dieser Adventszeit, damit all sein Segen in mein Leben einziehen kann. Oder anders gesagt: Komm, o mein Heiland, Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist. / Ach zieh mit deiner Gnade ein; dein Freundlichkeit auch uns erschein. Amen
Ein theologischer Gedanke hat sich uns besonders tief eingeprägt: dass wir sündige Menschen sind, unfähig zum Guten. Es ist der Grundtenor all der Predigten, die ich als Jugendlicher und Konfirmand gehört habe. Dieser Gedanke hat nichts Aufbauendes und spiegelt letztlich auch nur eine bestimmte Auslegungstradition biblischer Texte. Ein Zentraltext ist dabei die Geschichte von Adam und Eva und der sogenannten Vertreibung aus dem Paradies. Der Beitrag von Florian Breitmeier auf NDR Kultur zeigt, dass man die Geschichte auch ganz anders lesen kann: als Beschreibung des Erwachsenwerdens des Menschen.