Gedanken für den Tag

Wed, 09 Dec 2020 08:04:22 +0000 von Pastor Ulrich Hillmer

Jeden Morgen zur selben Zeit geht er in den Zeitungsladen und holt sich seine Zeitung. Und wahrscheinlich liest er dann bis zu einer bestimmten Uhrzeit darin, ehe er sich einen Kaffee macht... und dann liest er weiter. Er hat schließlich Zeit, ist Rentner.
Warum ich das so genau wahrnehme und weiß? Weil ich mich in diesen Wochen auch so erlebe und zur selben Zeit wie er immer am Zeitungsladen vorbeikomme. Wegen Corona habe ich viel weniger Termine und Treffen, und darum hat mein Tag zumeist eine immer gleiche Struktur: ich gehe mit dem Hund, und dann freue ich mich schon auf meinen Kaffee, mit dem ich mich an den Schreibtisch setze. Den Rest bringt der Tag dann nachwievor von ganz alleine. Diese Struktur gibt mir Halt und Sinn in dieser etwas unsinnigen Zeit. Und doch fühlt es sich seltsam leblos und tot an.

Ich mache aber auch andere Erfahrungen: dass mir gestern ein Gemeindemitglied einfach so von seinen Gefühlen erzählt hat. Und ich frage neugierig nach. Denn auch das bin ich in diesen Wochen: Ein Mensch, der ganz bewusst fühlt, was diese Zeit mit uns macht. Ich kann mich kaum daran erinnern, jemals so tiefgründig "gefühlt" zu haben und darüber so intensiv nachzudenken. 
Und wenn du deinem Inneren auf der Spur bist und mit anderen darüber sprechen kannst, dann ist das alles andere als "tot", sondern fühlt sich nur noch lebendig und gut und großartig an. 
Und ich denke mir: Was für eine gnadenreiche Zeit ist dies doch gleichzeitig!
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